Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und charakterisiert durch Demyelinisierung, Neuraxonuntergang und Neuronenverlust. Die immunologisch bedingte Herkunft mit entzüdlicher Komponente lässt vermuten, dass ernährungstherapeutische Ansätze einen wirksamen Beitrag zur Therapie leisten kann. Im Gegensatz zu anderen chronisch-entzündlichen immunologisch übermittelten Erkrankungen wie Rheuma oder chronische entzündliche Darmerkrankungen ist die Ernährungstherapie bei MS wenig mit klinischen wissenschaftlichen Studien belegt. Zum anderen zeigen die Daten, dass etablierte Ernährungstherapien, die bei metabolischen Erkrankungen evidenzbadsiert ist, eher geringe klinische Wirkung bei MS zeigt.
Experimentelle Studien zeigen für das regelmäßige intermittierende Fasten eine gute Wirkung auf MS und andere neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Demenz. Dabei zeigen Studien unter ketogener, pflanzenbasiert, vegetarische betonte Vollwerternährung entzündungshemmende und neuroprotektive Wirkungen. Für die sichere klinische Einschätzung sind noch die Ergebnisse weiterer Studien abzuwarten. Es wurden verbesserte Krankheitsverläufe und Verringerung der Läsionslast im MRT der Tiere beobachtet. Sehr günstige signifikante Effekte zeigte wiederholten Perioden 3-tägigen Fastens mit teilweise reversible Demyelinisierung. In Fastenkonzept werden niedrig kalorische Ergänzungen eingesetzt. Zur Sicherung des Fastenstoffwechsels mit Energiegewinnung aus Lipolyse die Kalorienzufuhr 500 kcal pro Tag beim Fasten nicht überschreiten darf. Das Konzept der mimicking Fasting mit vegane und zuckerarme kalorienreduzierte Kost über 4-5 Tage in monatlichen Abständen liegt bei 900 Kalorien pro Tag.
Grundsätzlich erscheint eine pflanzenbasierte mediterranen Ernährung sehr vorteilhaft. Eine früher sehr oft eingesetzte Ernährungstherapie mit hohen Anteilen an pflanzlicher Kost, Ballaststoffen und pflanzlichen Ölen wird heute nach neueren Erkenntnissen als lacto-vegetabile Vollwertkost , und nicht wie von vielen irrtümlich als – nur Rohkost (Gährung und Fäulnis = Leaky Gut Syndrom!) angeboten! Der Vorteil der pflanzenbasierte Form liefert die in tierischen Lebensmittel vorkommende Arachidonsäure (Eigelb, Fleisch, Innereien, Fisch, Butter), die ein Cofaktor für entzündungsfördernde Botenstoffe ist.
Einen entzündungshemmenden Effekt haben Omega-3-Fettsäuren, die aus pflanzlichen Quellen (Leinsamen, Leinöl, Walnüsse, Blattgemüde, Samen) und Fisch stammen. Wenn eine erhöhte Omega-3-Fettsäurezufuhr angestrebt wird, sollte diese bevorzugt über pflanzliche Quellen erfolgen, da Fisch mit neurotoxischen Schwermetallen und Industrieschadstoffe aufngrund der Verschmutzung der Meere belastet sind. Relevant sind Arsen, Blei und Quecksilber, die bei MS Patienten in einigen Studien höhere Exposition nachweisen. Für Arsen ist neben Reismilch, Geflügel, Fisch und Thunfisch die häufigsten Quellen. Für Blei sind Milch und Milchprodukte. Für Quecksilber sind wiederum Fisch und Meeresfrüchte. In vielen Studien wurden auch erhöhte Belastungen mit Pestiziden und Polychlorbiphenylen (Fisch, Fischöl, Eier, Milch, Fleisch) bei MS festgestellt.
Milch steht auch in Verdacht eine ungünstige Rolle bei MS und neurodegenerativen Erkrankungen zu spielen. Hier scheint die Galaktose ein destruktive Cofaktor zu sein. Durch den Verzehr von Milch senkt auch noch Harnsäurewert, was für Gicht ein positiver Wirkung zeigt. Harnsäure ist jedoch auch noch ein wichtiges Antioxidans für das Gehirn und schützt vor neurodegenerativen Erkrankungen.
Die von deutschen Apothekerin Budwig begründetete Öl-Eiweiß-Ernährungsform erfährt immer mehr große Popularität bei MS Patienten. Die Diät wirkt antientzündlich, krebshemmend und sieht einen hohen Anteil an pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren aus Leinöl vor, hat wiederum jedoch Milchprodukte, was nicht zu empfehlen ist!
Die Schweizer Dr. Koumine entwickelte eine weitere Diät für MS, die zusätzlich zur Budwig Diät noch Darmhygiene, Säure-Basen-Gleichgewicht, Nahrungsergänzungsmittel sowie psychosoziale Betreuung effektiv und effizient einsetzt.
Noch ist unklar , wie die Rolle von Salz für die Entstehung der MS ist. Mehrere epidemiologische Studien belegen dass ein reichlicher Kaffegenuss mit deutlich reduzierten Risiko verbunden ist , an MS zu erkranken.
Die Neurowissentschaftler gehen davon aus, dass die Ernährung über die Darmflora auf die MS einwirtkt, sowohl beim Entstehen als auch bei der Progression. Eine besondere Rolle scheinen dabei die kurzkettigen Fettsäuren zu spielen, die als Botenstoffe zwischen der Mikrobiota und Immunzellen dienen. Jede Ernährungsmodifikation geht vermutlich mit einer Beeinflussung der Darmflora einher. Dies kann möglicherweise auch die Erklärung dafür sein, warum sich in bestimmten Orten der Welt die MS-Häufigkeit in den vergangenen Jahren deutlich geändert hat. Westlicherer Lebensstil in viele Gegenden die Zahl der MS-Erkrankungen gesteigert. Noch ist unklar, in welcher Form sich die Mikrobiota beeinflussen lässt.
Aus Sicht der Integrative Medizin können Interventionen, die Mikrobiota aufbauen und eher in eine entzündungarme Balance bringen, der Krankheitsverlauf der MS günstig beeinflüsst, empfohlen werden, z.B. regelmäßige Fastenperioden mit intermittierenden Fasten, präbiotische basische balaststoffreiche (nicht nur Rohkost = Gährung + Fäulnis = Leaky Gut Syndrom!) Gemüse, eine pflanzenbasierte, vegetarisch betonte ketogene Vollwert Ernährung mit der ayurvedischen Ansätzen.
Quellen:
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Jörg S et al: Environmental factors in autoimmune diseases and their role in multiple sklerosis. Cell Mil Life Sci 2016; 73(24): 4611-4622
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Choi IY et al: A Diet Mimicking Fasting Promotes Regeneration and Reduces Autoimmunity and Multiple Sclerosis Symptoms. Cell Rep 2016; 15(10):2136-46
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Amato MP et al: Environmental modifiable risk factors for multiple sclerosis: Report from the 2016 ectrims focused workshop. Mult Scler 2017; doi: 10.1177//135245851668684